Rassismus nimmt, je nachdem auf welche Gruppe er sich bezieht, verschiedene Formen an. Verschiedenen Rassismen sind jeweils in einem spezifischen Kontext entstanden und mit unterschiedlichen Zuschreibungen verbunden (Rommelspacher, 2011). Antiziganismus bezeichnet Rassismus gegenüber als ‚Z***´ konstruierten Personen(-gruppen). Es ist jedoch zu kurzgefasst, nur von Sinti*zze und Rom*nja zu sprechen, da Antiziganismus ebenso Gruppen wie z.B. auch Manusch und Kale, Irish Travellers und Jenische miteinschließt. Der so konstruierten Gruppe werden verschiedene Eigenschaften zugeschrieben, zu denen zunächst Nichtsesshaftigkeit und Unfähigkeit, bzw. Unwillen zu geregelter (Lohn-)Arbeit zählt.
Daran schließt die Unterstellung einer Ausbeutung der Mehrheitsgesellschaft durch Diebstahl oder Betrug an. Eine nicht-kriminelle Existenz wird antiziganistisch diskriminierten Personen nur in Dienstleistungsnischen – wie zum Beispiel Sexarbeit – zugestanden. Auch hier bleibt die Unterstellung einer kulturellen Differenz nicht aus, diese äußert sich zum Beispiel in der Behauptung fehlender Hygiene, eigener Gesetze (und damit verbundener Freiheit von bürgerlichen Zwängen) und bestimmter Geschlechterverhältnisse.
Schließlich werden sie als Kollektiv dargestellt, das ausschließlich gemeinsam agiert. Auch hier werden die Zuschreibungen genderspezifisch produziert: „Während ihm [dem Mann] vor allem die Nichtbereitschaft zu regulärer Arbeit vorgeworfen wird, werden ihr [der Frau] die Übertretungen von normativen Geschlechtergrenzen, generelle Unsittlichkeit, mangelnde Erziehungsfähigkeit und das Anstiften der Männer zu kriminellen Handlungen oder das Beteiligen daran vorgeworfen“ (Severin, 2011: 71). Dazu gehört auch die Projektion sexueller Fantasien, wodurch eine Antithese zur „anständigen weißen Bürgerin“ gebildet wird (ebd.).
Autor: Jannis Muser
Quellen:
Severin, J. (2011). Antiziganismus. In S. Arndt & N. Ofuatey-Alazard (Hrsg.), Wie Rassismus aus Wörtern spricht: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache: Ein kritisches Nachschlagewerk (1. Auflage, S. 66–74). Unrast Verlag.
Rommelspacher, B. (2011). Rassismen. In S. Arndt & N. Ofuatey-Alazard (Hrsg.), Wie Rassismus aus Wörtern spricht: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache: Ein kritisches Nachschlagewerk (1. Auflage, S. 46–50). Unrast Verlag.
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