Gedankengemüse – Powersharing

Powersharing leitet sich von dem englischen Begriff „power“ (Macht) ab und richtet seinen Blick auf gesellschaftliche Macht- und Ungleichverhältnisse. Powersharing bedeutet übersetzt so viel wie „Macht teilen“ und ist damit ein komplementäres Konzept zum Empowerment-Ansatz. Das Konzept kommt aus der diversitätssensiblen und rassismuskritischen Sozial- und Bildungsarbeit.

Der Powersharing-Ansatz richtet sich an die Menschen in einer Gesellschaft, die individuell und strukturell privilegiert sind und ein Interesse daran haben, die sich aus diesen Positionierungen ergebenden Verantwortungen zu reflektieren. Damit tragen sie dazu bei, dass es zu einer Verschiebung hin zu einer gerechteren Verteilung von Macht und Zugängen kommt. Privilegien von Menschen können zum Beispiel eine helle Haut, ein als „deutsch“ gelesener Nachname, eine bestimmte Religionszugehörigkeit oder das Geschlecht sein. Ausgestattet mit solchen Privilegien haben diese Menschen den Vorteil, dass es für sie einfacher ist einen Job oder eine Wohnung zu finden, von Behörden und im Bildungssystem ernst genommen zu werden, aber auch einfach als ein Individuum wahrgenommen zu werden.

Privilegierte Menschen sollten sich daher fragen: Wie und wo kann ich meine Macht nutzen und sie mit Menschen teilen, die weniger Macht besitzen? Wie und wo kann ich meine Haltung verändern, um mich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen? Das Teilen der eigenen Macht kann beispielsweise bedeuten, Ressourcen für das Empowerment von weniger privilegierten Gruppen zur Verfügung zu stellen, ohne dabei zu bestimmen, wie diese Ressourcen eingesetzt werden.

 

Beispiele für Powersharing:

  • Ressourcen wie Geld nutzen, um beispielsweise Initiativen weniger privilegierter Gruppen zu fördern.
  • Bei offensichtlich rassistisch motivierten Polizeikontrollen einschreiten, weil man als weiß gelesene Person, weniger schwere Konsequenzen zu befürchten hat.
  • Den eigenen Einfluss nutzen, um für öffentliche Veranstaltungen (zum Beispiel für Podiumsdiskussionen) auf Expert*innen weniger privilegierter Gruppen zu verweisen.

 

Herausforderungen und wichtige Hinweise

Die wahrscheinlich größte Herausforderung, aber gleichzeitig ein wichtiger Hinweis für privilegierte Menschen in der Anwendung des Powersharing ist: Einfach mal ZUHÖREN! Das bedeutet, weniger privilegierte Menschen und diskriminierte Individuen sprechen zu lassen, ohne dabei auf die eigenen Sorgen zu verweisen.

Gleichzeitig sollte man nicht für Menschen sprechen, die sich in einer anderen Position befinden als man selbst. Als weiße Person ist es nicht meine Aufgabe, für Nichtweiße Menschen zu sprechen. Als Mann ist es nicht meine Aufgabe, für Frauen zu sprechen. Als Mensch ohne Behinderung, ist es nicht meine Aufgabe für Menschen mit Behinderung zu sprechen.

 

Zum Weiterlesen und Weiterdenken:

Heinrich Böll Stiftung: https://heimatkunde.boell.de/de/2013/04/01/empowerment-und-powersharing-als-rassismuskritik-und-dekolonialitaetsstrategie-aus-der

IDA-NRW: https://www.ida-nrw.de/fileadmin/user_upload/ueberblick/Ueberblick_022018.pdf

antifra*: https://antifra.blog.rosalux.de/powersharing-was-machen-mit-macht/